Aktuelles am Lehrstuhl
CfP Schwerpunktheft: Der Sozialstaat als „Sortiermaschine“ – Kategorien und Kategorisierungsprozesse in der Sozialpolitik
Problemaufriss und Ziel des Schwerpunktheftes
Kategorisierung ist eine der grundlegenden, wenngleich auch oftmals eher unbemerkten Techniken und zentralen Mechanismen der Sozialpolitik. Rechtlich gesehen folgen die sozialen Sicherungssysteme dem sogenannten juristischen Syllogismus: Wenn sich ein bestimmter Sachverhalt unter eine bestimmte „Tatbestandsvoraussetzung“ subsumieren lässt (Behinderung, Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit, Minderung der Erwerbsfähigkeit etc.), dann treten als Rechtsfolge bestimmte Leistungsberechtigungen ein. Im Rahmen dieser Bewertungs-, Klassifizierungs- und Kategorisierungsprozesse werden individuelle Probleme und Bedürfnisse von spezialisierten Expert*innen anhand standardisierter Verfahren unter vordefinierte wohlfahrtsstaatliche Kategorien subsumiert. Diese Kategorisierungsprozesse sind entscheidend für die Ermittlung von Bedarfen und die Feststellung von Leistungsansprüchen, wie z. B. bei der Zuweisung von Pflegegraden, der Feststellung des Grades der Behinderung, der Definition von Langzeitarbeitslosigkeit, der Anerkennung einer Erwerbsminderung oder der Diagnose von Krankheiten.
Der Wohlfahrtsstaat funktioniert somit nicht nur als ein riesiger Umverteilungsapparat, sondern auch als allgegenwärtige „Sortiermaschine“, die unterschiedlichste Personengruppen anhand ausgefeilter Klassifikationssysteme in verschiedene wohlfahrtsstaatliche Programme kanalisiert. Institutionelle Kategorisierungen und Zuweisungen haben sehr reale Konsequenzen für die Sozialstaatsbürger*innen: Je nachdem, in welche spezifische Kategorie wohlfahrtsstaatliche Adressat*innen eingeordnet werden, können individuelle Ansprüche und Bedürfnisse anerkannt oder abgelehnt, soziale Rechte gewährt oder verweigert und hilfesuchende Personen in den sozialstaatlichen Schutzbereich aufgenommen oder davon ausgeschlossen werden. Kategoriensysteme und Klassifikationsverfahren fungieren in diesem Sine als Gatekeeping-Mechanismen, die materielle Lebenschancen, Bildungsverläufe und Erwerbsbiografien maßgeblich prägen können.
Wohlfahrtsstaatliche Kategorien beinhalten zudem auch implizite oder explizite moralische Bewertungen. Sozialstaatliche Entwicklungs- und Veränderungsprozesse werden von tief verwurzelten kulturellen Wertkategorien und den damit verbundenen Vorstellungen von Zugehörigkeit (belonging) und Unterstützungswürdigkeit (deservingness) geprägt. Sozialpolitik spiegelt und schafft somit gesellschaftliche Muster moralischer Klassifizierung und vermittelt spezifische Vorstellungen von sozial erwünschtem Verhalten, legitimen Bedürfnisse und individuellen bzw. kollektiven Verantwortlichkeiten. Aus konstruktivistischer Sicht bilden diese Kategorien nicht einfach bestehende soziale Sachverhalte ab, sondern tragen ihrerseits auch dazu bei, eben jene Realitäten zu schaffen, auf die sie sich beziehen. Sie prägen individuelle wie kollektive Identitäten, produzieren und reproduzieren symbolische Ungleichheiten durch Stereotypisierung und Vorurteile. Sozialstaatliche Kategorien können (zumindest in der Wahrnehmung der entsprechend „gekennzeichneten“ Personen) sowohl gesellschaftliche Wertschätzung und Privilegierung als auch Diskriminierung und Stigmatisierung befördern. Darüber hinaus können Kategoriensysteme aber auch „blinde Flecken“ aufweisen: Da sie normalerweise darauf ausgelegt sind, „Standardfälle“ abzudecken, sind sie immer auch mit Exklusionsrisiken verbunden; dies gilt insbesondere für Personen mit komplexen Bedürfnissen, die sich nicht leicht in die vorgegebenen administrativen Kategorien einsortieren lassen.
Da institutionelle Kategorien und Verfahren letztlich auf kontingenten sozialen Konstruktionen basieren, die sich in machtgetriebenen Interaktionsprozessen herausbilden, sind sozialstaatliche Ordnungssysteme stets umstritten; sie sind Gegenstand gesellschaftlicher Konflikte und befinden sich in einem kontinuierlichen Wandel. Entsprechende Veränderungen können auf Anpassungen der Terminologie und „Wordings“ beschränkt bleiben, können aber auch substanzielle Änderungen des konzeptionellen Rahmens und der zentralen Definitionen umfassen. Im Zuge konkreter sozialpolitischer Reformen können zentrale institutionelle Kategorien ausgeweitet oder eingeengt, neu definiert, umbenannt oder sogar komplett abgeschafft werden. Sozialstaatlicher Wandel kann insofern auch als Wandel sozialpolitischer Kategoriensysteme und Kategorisierungsverfahren analysiert werden.
Das Sonderheft widmet sich der theoretischen und empirischen Analyse wohlfahrtsstaatlicher Kategorien und sozialpolitischer Kategorisierungsprozesse. Beiträge sollten sich mit einem oder mehreren der folgenden, hier beispielhaft aufgeführten Themen und Fragestellungen befassen:
• Analyse der historischen Entstehung und Veränderung sozialer, moralischer und rechtlicher Kategorien im Wohlfahrtsstaat und der damit verbundenen Folgen für (potenzielle) Nutzer*innen und Adressat*innen, z.B. im Hinblick auf Inklusions-/Exklusionsprozesse, subjektiv empfundene Diskriminierung und Stigmatisierung oder biografische Langzeitwirkungen, sowie im Hinblick auf die öffentliche Akzeptanz sozialstaatlicher Leistungssysteme und Leistungsprinzipien,
• Analyse gesellschaftspolitischer Diskurse und sozialpolitischer Fachdebatten im Hinblick auf kategoriale Grenzziehungen und Grenzverschiebungen, normative Leitbilder und implizite oder explizite Verständnisse von „Normalität“ und „Abweichung“, von „(non-)deservingness“ etc.,
• Analyse der Veränderungen bestehender und der Entstehung neuer wohlfahrtsstaatlicher Kategorien im Kontext neuer sozialer Risiken, veränderter Geschlechterrollen und globaler Migrationsprozesse,
• Analyse innerorganisatorischer Kategorisierungs- und Fallbearbeitungsprozesse in der alltäglichen Vollzugswirklichkeit der Sozialadministration, beispielsweise in den Bereichen Arbeitsverwaltung, Sozialhilfe, gesetzliche Rentensysteme oder Kinder- und Jugendhilfe, z.B. im Hinblick auf das Verhältnis von standardisierten gesetzlichen Vorgaben und faktischen Beurteilungs- und Ermessensspielräumen der street level bureaucrats,
• Internationale und vergleichende Perspektiven auf sozialstaatliche Kategorien und Klassifizierungen, z.B. im Hinblick auf fortbestehende nationale Unterschiede und/oder mögliche Harmonisierungs- oder Konvergenztendenzen im Rahmen von Globalisierungs- und Europäisierungsprozessen,
• Analyse der potenziellen Auswirkungen des verstärkten Einsatzes standardisierter Instrumente und digitaler Technologien (Algorithmen) in sozialstaatlichen Bewertungs- und Einstufungsverfahren,
• vertiefende Analyse von Kategorisierungssystemen, Methoden und Verfahren im Kontext verschiedener wohlfahrtsstaatlicher Bereiche und Professionen, wie z. B. in medizinischen Berufen, im Rahmen der Sozialarbeit oder bei anderen sozialen Dienstleistungen.
Organisatorisches / Zeitplan
Abstract
Um einen Beitrag für das Schwerpunktheft vorzuschlagen, reichen Sie bitte bis spätestens 15. Juli 2023 ein erweitertes Abstract (einschließlich der Namen und institutionellen Zugehörigkeiten aller Autor*innen) von etwa 300 Wörtern bei den Gastherausgeber*innen ein. Bitte senden Sie Ihr Abstract an: stefanie.boerner@ovgu.de, antonio.brettschneider@th-koeln.de und thilo.fehmel@htwk-leipzig.de. Autor*innen, die eingeladen werden, einen vollständigen Artikel in englischer oder deutscher Sprache einzureichen, werden bis zum 10.8.2023 benachrichtigt. Die Abstracts sollten den Inhalt des geplanten Beitrags skizzieren und insbesondere auf folgende Punkte eingehen:
• Ziel, Forschungsfrage und Relevanz des geplanten Beitrags,
• konzeptionelle Perspektive,
• Daten und Methoden (falls zutreffend),
• (potenzielle) Ergebnisse und weitere Implikationen.
Vollständiger Beitrag
Der vollständige Beitrag (mit einer Länge von etwa 8.000 Wörtern) unter Einhaltung aller Standards der Zeitschrift sollen bis spätestens 31.1.2024 eingereicht werden. Die Einreichungen erfolgen über das System der ZSR: https://mc.manuscriptcentral.com/zsr. Alle Beiträge werden einem Double-Blind-Peer-Review unterzogen. Weitere Einzelheiten finden Sie in den Anweisungen für Autoren hier: https://www.degruyter.com/publication/journal_key/ZSR/downloadAsset/ZSR_Instructions_for_authors.pdf
Bei Rückfragen können Sie sich gerne an die Gastherausgeber*innen wenden: Prof. Dr. Stefanie Börner (OVGU Magdeburg), Prof. Dr. Antonio Brettschneider (TH Köln), Prof. Dr. Thilo Fehmel (HTWK Leipzig).
Ringvorlesung „Europa - Kontinent, Gesellschaft, Herrschaftsraum“
Ob Corona, Welthandel oder der Umgang mit geflüchteten Menschen, Europa und die Europäische Union werden derzeit viel diskutiert.
Die Ringvorlesung setzt sich in interdisziplinärer Perspektive mit Europa als Weltregion und historisch gewachsenem Kultur- und Sozialraum sowie mit der Europäischen Union als politischem Verband und Binnenmarkt auseinander. Hierbei werden die jüngsten Transformationen und Konfliktlinien ebenso thematisiert wie die langen historischen Entwicklungslinien. Im Mittelpunkt stehen 1. die Pluralisierung und Politisierung des europäischen Zusammenlebens, 2. die Europäisierung und Renationalisierung gesellschaftlicher Ordnungen und 3. die historischen und globalen Vergleichsmomente und Entwicklungspfade, ohne die ein umfassendes Verständnis des Phänomens Europa nicht möglich wäre.
Worin unterscheiden sich mittelalterliche Wanderungsbewegungen von gegenwärtigen Migrationsprozessen? Entsteht derzeit eine europäische Gesellschaft oder werden sich langfristig die nationalen Strömungen durchsetzen? Sind die Antworten auf die gegenwärtigen Konflikte pluraler und liberaler Gesellschaften auf der europäischen, der globalen oder der nationalen Ebene zu suchen? Welche Möglichkeiten bieten Bildung und Zivilgesellschaft hierbei?
Die interdisziplinäre Ringvorlesung der Fakultät für Humanwissenschaften bringt politik- und bildungswissenschaftliche, soziologische, geschichts-, kultur- sowie wirtschaftswissenschaftliche Perspektiven zusammen. Die Vortragenden beleuchten einzelne Aspekte von Europa und Europäisierung mit dem Ziel, den Diskursen, Akteur*innen, Strukturen und Formen europaweiter Konflikte und europäischer Krisen nachzuspüren und Lösungsansätze, Potentiale und Chancen zu diskutieren.
Teilnahme
Wegen der Pandemie wird die Veranstaltung digital über Zoom abgehalten, weshalb eine Anmeldung zur Übermittlung der Einlog-Daten unbedingt notwendig ist.
Melden Sie sich bitte bei HERRN PETER KANN peter.kann@ovgu.de mit der kurzen Information „Teilnahme Ringvorlesung Europa“ sowie Ihrem Namen, e-Mail Adresse und ggf. Affiliation an.
Programm
13. APRIL - Prof. Dr. Kiran K. Patel, LMU München
Vom Freiheits- zum Sicherungsprojekt? Die Geschichte der Europäischen Union
20. APRIL - Prof. Dr. Jan Delhey, OVGU Magdeburg
Europa, soziologisch betrachtet: Gibt es eine europäische Gesellschaft?
27. APRIL - PD Dr. Nora Pleßke, OVGU Magdeburg
BrexLit - zeitgenössische britische Literatur und das EU-Referendum
4. MAI - Prof. Dr. Eva Heidbreder, OVGU Magdeburg
Mehr Politik wagen? Die Politisierung der Europäischen Union
11. MAI - Prof. Dr. Stephan Freund, OVGU Magdeburg
Mythos ‚Völkerwanderung‘ - Migration im Mittelalter und in der Moderne
18. MAI Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, OVGU Magdeburg
Nach Brexit und Covid: Europa als Wirtschaftsraum - Wie geht es weiter?
25. MAI - Prof. Dr. Hans-Werner Breunig, OVGU Magdeburg
Landschaftsgärten als ästhetische Vorbereitung auf die Europäische Idee
1. JUNI - Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal
Mit Geschichtsbewusstsein gegen Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus
8. JUNI - Prof. Dr. Michael Böcher, OVGU Magdeburg
Der „European New Green Deal“: Schlüssel für die Transformation zur Nachhaltigkeit in der EU?
15. JUNI - Prof. Dr. Jens Weiß, Hochschule Harz
Mehr Legitimation durch (digitale) Partizipation auf der kommunalen Ebene?
22. JUNI - Prof. Dr. Diana Panke, Universität Freiburg
Die EU und andere Regionalorganisationen im Vergleich
29. JUNI - Prof. Dr. Sabine Hess, Universität Göttingen
Europas neues Grenzregime: Gewalt, Rechtsverstöße und Rassismus
Europa uneins. Solidaritätskonflikte im europäischen Integrationsprozess
18./19. März 2021, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Organisation: Stefanie Börner und Jan Delhey
Ort: Zoom
Weitere Informationen finden Sie hier
Die Zugangsdaten für die Tagung erhalten Sie auf Nachfrage bei Rebekka Grotjohann (rebekka.grotjohann@ovgu.de)
Cfp: Practices of solidarity during COVID-19
Practices of solidarity are omnipresent. They drive the daily actions of civil society actors and – although less obvious – of public welfare schemes. Practices of solidarity form the backbone of modern democratic societies, even though some authors note their decline in an era of singularity and libertarian politics. The Special Issue takes the opposite stance, thus assuming that solidarity, although not uncontested, is on the rise again: In an era marked by multiple crises, solidarity not only becomes controversial and contested but also vital and visible. In an almost unprecedented manner the recent COVID-19 crisis exemplifies the importance of the regulating function of the state. However, the countless spontaneous support initiatives and citizens’ collective actions also point at the relevance of solidarity by civil society actors.
The Special Issue tackles four crucial dimensions of practices of solidarity that relate to the current COVID-19 pandemic: As to the actors it distinguishes between state solidarity (both national and supranational/European), i.e. solidarity from above, such as state emergency funds, and civil society solidarity or solidarity from below, for example neighbourly support of risk groups. As regards the respective focus of solidarity, the current practices of solidarity either comprise health-related practices of solidarity responding directly to the challenges and risks stemming from COVID-19 such as the medical treatment of Italian intensive care patients in Germany, or wearing protective masks, and overall practices of solidarity that respond to the economic and social consequences resulting from the lockdown, e.g. short-time allowances, or the expansion of the European Stability Mechanism.
The Special Issues aims at:
• studying the motives and normative foundations behind the different practices of solidarity, the varieties of the practices as well as their limitations;
• analysing the interrelations and differences between state and private (i.e. civil society) prac-tices of solidarity, the different levels actors refer to and the practices’ scope;
• linking the debate on solidarity in COVID-19 to the general discussion on social solidarity, its preconditions, functions and public support and debating the implications for other crises;
• theoretically assessing the different logics of diverse practices of solidarity such as expression of solidarity on the one hand, the collective wearing of masks and the direct support measures like the emergency funds on the other;
• exploring the link between different welfare state regimes and the instruments of state soli-darity on the one hand and/or the intensity of private solidarity on the other;
• investigating the role of the European Union during COVID-19 and how the challenges related to the pandemic shape the future of European integration.
The issue welcomes both national perspectives and transnational or supranational perspectives. Submitted analyses (e.g. case studies, empirical analyses, comparisons to other crises, and the like) are asked to touch one of the above-mentioned issues and questions.
Submission and timeframe
Authors may submit structured abstracts of up to 250 words until 30 June 2020. Empirical, theoretical and conceptual submissions of significant originality will be considered for publication. All methodological approaches are welcomed. Authors whose abstracts are accepted will be asked to submit a full draft of their paper until 15 October 2020 which will then be subjected to peer review. Publication is planned for the spring of 2021. CPE publishes in English. Please submit your abstract to Stefanie Börner (stefanie.boerner@ovgu.de).
CPE: An international, double-blind peer reviewed journal
Culture, Practice & Europeanization (CPE) is an international, peer reviewed platform for publishing research-based articles predominantly dealing with research into the multiplicity of social processes, interactions, and policies relating to Europeanization and both international and intercultural en-counters in Europe. CPE is an interdisciplinary journal with strong roots in sociology. CPE welcomes contributions that seek to enhance our understanding of social processes relating to internationaliza-tion, internationally relevant practices, and further transnational activities and processes in Europe.
Cfp Special Issue - European Integration in COVID-19 - Challenges to Social Policy-Making
Dear colleagues,
The recent COVID-19 induced crisis raises question with respect to the future of European integration, the European Social Model, and EU social-policy making. The ‘Corona crisis’ exacerbates social inequalities along the prevailing conflict lines and deepens already existing labor market divisions. It hits the most vulnerable hardest and points to the fact that society does often disparage those who are suddenly considered important for the system. This poses major challenges to the EU’s member states since they are the main social-policy providers. Yet, since the causes as well as the effects of the crisis have a considerable transnational dimension, this is not only the hour of nation states and national welfare states. On the contrary, the recent crisis (just like the crises before) also prompts supranational solutions and a European struggle for solidarity. After the EU woke up from its initial paralysis, it started to discuss and introduce responses to the crisis, thus revealing existing conflict lines again (e.g., between member states in favor of so-called Corona bonds and those strictly against it). This affects compensation and crisis mechanisms on the one hand and EU social-policy making on the other hand. Existing instruments emphasize fiscal stability, austerity, and market conformity; priorities that have been supported by an institutional framework based on strict supranational surveillance, budgetary discipline, and the threat of financial sanctions. At the same time, these measures are counterbalanced by supranational social-policy innovations that try to promote mutual responsibility and a more Social Europe such as the European Pillar of Social Rights and the Youth Guarantee. Without a doubt, the current crisis will affect these measures and instruments. Will the new conflicts cause another legitimacy crisis in the EU as was the case after the financial crisis? Will it push EU social-policy making into a new era? What role could the European Pillar of Social Rights and the instruments initiated by the new Commission play? Will it even shift the EU’s modus vivendi from a market into a social citizenship regime?
From former crises, we know that such a crisis might provide windows of opportunity and integrative leaps which nevertheless creates new problems and conflicts, i.e., regarding the EU’s democratic legitimacy, public support, and political contestation. In order to find out whether the economic and social crisis following the pandemic provides a major threat or a chance for European integration, this Special Issue aims to shed light on the tensions, responses to the crisis, and opportunities that define European social-policy making in light of COVID-19. It will focus on supranational social-policy making and instruments (implying both transnational and supranational actors), but will also consider the perspectives of different welfare regimes in Europe.
Social scientists are invited to submit paper proposals on the following topics and questions:
How is the European Union tackling the pending challenges and what are the implications of the existing and debated instruments for European integration?
How do different welfare state regimes in Europe react to the crisis? What are their major challenges?
What is the role of trade unions and supranational regulations in combating the labor market divisions such as the difference between standard and atypical employment, the low-wage sector, etc.?
Analyses of single fields of EU social-policy, such as public health, unemployment policies, or minimum income;
Can COVID-19 help to bridge social and climate change policies?
What are the implications for transnational solidarity and public support?
We welcome abstracts of no more than 400 words by 31 August 2020.
Dr. Stefanie Börner
Guest Editor
Manuscript Submission Information
Manuscripts should be submitted online at www.mdpi.com by registering and logging in to this website. Once you are registered, click here to go to the submission form. Manuscripts can be submitted until the deadline. All papers will be peer-reviewed. Accepted papers will be published continuously in the journal (as soon as accepted) and will be listed together on the special issue website. Research articles, review articles as well as short communications are invited. For planned papers, a title and short abstract (about 100 words) can be sent to the Editorial Office for announcement on this website.
Submitted manuscripts should not have been published previously, nor be under consideration for publication elsewhere (except conference proceedings papers). All manuscripts are thoroughly refereed through a double-blind peer-review process. A guide for authors and other relevant information for submission of manuscripts is available on the Instructions for Authors page. Social Sciences is an international peer-reviewed open access monthly journal published by MDPI.
Please visit the Instructions for Authors page before submitting a manuscript. The Article Processing Charge (APC) for publication in this open access journal is 1000 CHF (Swiss Francs). Submitted papers should be well formatted and use good English. Authors may use MDPI's English editing service prior to publication or during author revisions.
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